Deutsche und polnische Wissenschaftler*innen arbeiten derzeit an einem zweisprachigen Handbuch über die deutsche Besatzung Polens von 1939 bis 1945 und die Auswirkungen auf die polnische Zivilgesellschaft. Sie erheben den aktuellen Forschungsstand, bewerten diesen kritisch und machen auf Wissenslücken aufmerksam. Am Dienstag, dem 7. Oktober, 18.00 Uhr, lädt das Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies (VCPU), das an der Erarbeitung beteiligt ist, zu einem Podiumsgespräch mit den Herausgebern ein.

Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt (Touro University Berlin) und Prof. Dr. Paweł Machcewicz (Instytut Spraw Politycznych, Polnische Akademie der Wissenschaften, Warschau) geben in dem von Viadrina-Historiker Prof. Dr. Werner Benecke moderierten Gespräch Einblicke in die Entstehung und Zielsetzung des Handbuches. Interessierte sind herzlich eingeladen, an dem Gespräch im Logensaal der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Logenstraße 11, teilzunehmen. Die Veranstaltung wird simultan ins Polnische gedolmetscht.

Die Forschungen zur deutschen Besatzung Polens im Zweiten Weltkrieg sind selbst für Spezialist*innen kaum mehr überschaubar. Debatten verlaufen häufig entlang nationaler Grenzen und oft begrenzen Sprachkenntnisse die Wahrnehmung der jeweils anderen wissenschaftlichen Befunde. Zugleich ist der Bedarf an kompetenter Orientierung groß – nicht nur in der Lehre, sondern auch in der musealen Vermittlung und selbst für politische Debatten, die sich auf außenpolitischer Ebene nicht selten um mangelndes historisches Wissen, Schuld und Verantwortung drehen.

Vor diesem Hintergrund erarbeiten die Polnische Akademie der Wissenschaften und die Touro University Berlin gemeinsam den Band „Polen unter deutscher Besatzung 1939–1945. Ein Handbuch / Polska pod okupacją niemiecką 1939–1945. Podręcznik“. Unterstützt von der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung und der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung entsteht die erste integrierende Gesamtdarstellung seit 1970, die antipolnische Politik, den Holocaust, deutsche Täter, Widerstand und Alltag sowie nicht zuletzt die Bildwelten der Besatzung untersucht. Fallstricke, Herausforderungen und konzeptionelle Schwierigkeiten sollen auch angesichts der Signalwirkung des Bandes für deutsch-polnische geschichtswissenschaftliche Projekte diskutiert werden. Teil des Teams aus vier deutschen und vier polnischen Forschenden ist VCPU-Postdoktorand Dr. Frank Grelka, der das erste Kapitel mit dem Titel „Die Invasion und Besetzung Polens: Strukturen, Grenzen, Menschen” verfassen wird. Grelka ist zudem Autor einer neuen Monographie unter dem Titel „Mörderische Verschwendung. Der Beginn des Holocaust im Generalgouvernement“, die Prof. Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast (Direktorin des VCPU) im Rahmen der Begrüßung vorstellen wird.

Die Podiumsdiskussion findet im Rahmen der Ausstellung „Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ statt, die noch bis Ende des Jahres im Museum Viadrina in Frankfurt (Oder) kostenfrei besucht werden kann.

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Grafik Touristinformation

Wann und wo?

Dienstag, 7. Oktober 2025 | 18.00 Uhr

Logensaal der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) 
Logenstraße 11, 15230 Frankfurt (Oder)