
Frankfurts Neuanfang in Quellen – Die Herausforderungen der Stadtverwaltung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren enorm: eine abgebrannte Innenstadt, eine evakuierte Bevölkerung, die nur zögerlich nach Frankfurt zurückkehrte, dafür Massen von Kriegsgefangenen, Geflüchteten und Vertriebenen, sowie eine beeinträchtigte Wirtschaft und Infrastruktur. Hinzu kam die Umsetzung der Befehle der sowjetischen Militäradministration.
Im Herbst 1945 bildete sich ein vorläufiger Magistrat. Ein Jahr später erfolgte die erste konstituierende Gemeindevertretersitzung am 9. Oktober 1946. In deren zweiten Sitzung am 30. Oktober 1946 der Magistrat neu gewählt worden war.
Das erste überlieferte Ratsprotokoll des vorläufigen Magistrats stammt von der 7. Sitzung am 30. Januar 1946. Auf der Tagesordnung standen der Widerspruch der Liberaldemokratischen Partei gegen den Ausschluss aus den Ratssitzungen, die Einführung einer Kinosteuer, die Versorgung von Hinterbliebenen städtischer Beschäftigter, die Bekämpfung der Seuchen und die Finanzierung der Gesundheitseinrichtungen, insbesondere für Soldaten, Kriegsgefangene und Umsiedler, die Errichtung eines Kinos in der Luisenstraße, der Bau der Oderbrücke, die Nutzung der Baracken am Spitzkrug als Unterkunft für Arbeiter der Grube Finkenheerd und für Neubauern, die Erhöhung der Mehlpreise oder auch die Rückkehr der nach Freyenstein in Sachsen evakuierten Bewohner des Gursch‘schen Gestifts. Zum Befehl der Landesregierung über die an die Bevölkerung monatlich abzustattenden Rechenschaftsberichte wurde ein Beschluss gefasst, ebenso zum Befehl des obersten Chefs der Roten Armee über die Unterbringung der Witwe des abgedankten deutschen Kaisers und preußischen Königs, Hermine von Preußen, in Frankfurt (Oder).
Am 9. Oktober 1946 begrüßte Oberbürgermeister Oskar Wegener die 50 gewählten Gemeindevertreter und den Vertreter der sowjetischen Stadtkommandantur, Major Buckow, zur ersten Gemeindevertretersitzung. Er führte in die Aufgaben der Stadtverwaltung ein, anschließend erfolgte die Wahl des Vorstandes und der Ausschüsse. Nachdem in der zweiten Sitzung am 30. Oktober 1946 der Oberbürgermeister, die Stadträte und Ausschussmitglieder gewählt worden waren, ging es in der dritten Sitzung nun um die Stadtentwicklung. So beantragte die CDU-Fraktion die Einrichtung eines Säuglingsheimes im Lutherstift und die Umnutzung des Predigerseminars zu einem Behelfskrankenhaus. Die LDP-Fraktion beantragte eine Weihnachtsfeier für Senioren und den Abriss der Innenstadt.
Die Protokolle der Ratssitzungen und der Stadtverordnetenversammlung zählen zu den Schlüsselquellen der Stadtgeschichte. Sie sind Teil des Archivbestandes „Rat der Stadt Frankfurt (Oder) 1945–1952“. Die Protokolle sind mit Fördermitteln des brandenburgischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur digitalisiert worden und zusammen mit den Erschließungsinformationen des Gesamtbestandes im Archivportal-D online verfügbar gemacht worden. Der Bestand dokumentiert die bauliche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung Frankfurts bis zur Umstrukturierung zur Bezirksstadt im Jahr 1952.